Die Eisenbahner-Baugenossenschaft Bern EBG veranstaltete einen Studienauftrag zur Umgestaltung und Sanierung des Wohn- und Geschäftshauses Mühledorftrasse 9-13 beim Fellergut in Bern. Mit einem Durchstoss im Erdgeschoss werden Gewerbeflächen aufgewertet, die Erschliessung verbessert und die Zugänge zu den Wohnungen neu zur Mühledorfstrasse hin orientiert.

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Das Fellergut wird von einem vielfältigen Wegnetz durchzogen. Charakteristisch für die Entstehungszeit der Überbauung ist, dass sich die Qualität der Fusswegverbindungen auf funktionelle Aspekte, beispielsweise die unterirdische Verbindung zur S-Bahn, beschränkt. Das natürliche Terrain wird aufgehoben und der Fussgänger auf ein tieferes Niveau verlegt. Dabei bleiben Themen wie Sicherheit, Belichtung und Erlebbarkeit des Fussweges unberücksichtigt. Oberirdisch bildet der Baukörper der Mühledorfstrasse 9-13 eine Barriere in der Nord-Süd-Verbindung. Heute ist das Gebäude ausschliesslich vom Hof auf der Südseite her erschlossen. Die Nordseite wirkt irritierend abweisend, dem Besucher ist nicht klar, wie er das Gebäude betreten kann.

Die Gewerbeflächen orientieren sich derzeitig zum introvertierten, wenig frequentierten Innenhof hin und sind von der Mühledorfstrasse aus schlecht auffindbar, ausserdem schlecht belichtet und schwer vermietbar. Die Lösung ist eine Aufweichung der Barriere zur Strasse hin: ein Durchstoss im Erdgeschoss schafft die Verbindung vom Hof zum öffentlichen Strassenraum. Mit dieser einfachen Massnahme werden unterschiedliche Impulse ausgelöst: der Hof wird an den Vorplatz der neuen Eingangsseite angebunden und dadurch aufgewertet, das Gebiet wird für den Fussverkehr durchlässiger und attraktiver. Irritierenderweise gelangt man heute von der Mühledorfstrasse nicht in das Gebäude. Das Erdgeschoss gleicht eher einem Zwischengeschoss mit einer allgemeinen Nutzung wie Waschen und Trocknen. Die Zugänge zu den Wohnungen sind unökonomisch, unübersichtlich und nicht hindernisfrei.

Das Projekt klärt die Erschliessungssituation im Erd- und Hofgeschoss, die Waschräume werden auf das Dach verlegt. Dadurch können zusätzliche, attraktive Gewerberäume im Erdgeschoss gegen die Mühledorfstrasse hin generiert werden.

Die Hauseingänge zu den Wohnungen werden zukünftig über die Mühledorfstrasse auf Erdgeschossniveau hindernisfrei erschlossen. Gegen die Mühledorfstrasse hin entsteht ein neuer Platz, welcher den einladenden Vorraum des Gebäudes 9-13 bildet. Der Platz ist Begegnungszone, bietet für die Bewohner und das Gewerbe zusätzliche, gedeckte Veloabstellplätze und wird mit Bäumen bepflanzt. Die Verbindung der Treppenhäuser auf das Niveau des Ladengeschosses und somit die gedeckte Verbindung zu S-Bahn und Einstellhalle bleibt bestehen und ist neu hindernisfrei.

Die Wohnungen weisen heute eine hohe Wohnqualität auf und werden nur punktuell im Bad- und Küchenbereich verändert und heutigen Anforderungen angepasst. Eine Vergrösserung der Südbalkone erhöht deren Attraktivität.

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Eckdaten
– Wettbewerb: 2012, Fertigstellung Bauprojekt 2015
– Auftraggeber: Eisenbahner-Baugenossenschaft Bern

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