Im Rahmen eines Unterhaltsmandates bearbeiteten wir periodisch verschiedene Bauaufträge. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude bildet dabei das historische Zentrum der Anlage. Die Fassadensanierung wird genutzt, um die bewegende Geschichte des Bauwerks zu erzählen.
Der Botanische Garten in Bern ist einerseits eine wichtige öffentliche Grünanlage, andererseits sind im Hauptgebäude und im Brückentrakt auch das Institut für Pflanzenwissenschaften der Uni Bern untergebracht. Wir begleiteten sowohl für die Uni wie auch für den Boga Sanierungen im Innern, an Gebäudehüllen oder auch in der Umgebung. So wurden in den letzten Jahren die Bedachungen der grossen Schauhäuser ersetzt, ein modernes Forschungsgewächshaus erstellt, neue Naturwege gestaltet, die Kanalisationsleitungen umfassend saniert oder WC-Anlagen erneuert und eine hindernisfreie WC-Anlage ermöglicht.
Als aktuellste Bausteine wurden 2021 die Brandmeldeanlage und die Elektro-Hauptverteilungen ersetzt, im Hauptgebäude hochinstallierte Forschungslabore eingebaut, in Zusammenarbeit mit einem Brandschutzplaner ein Brandschutzkonzept erstellt und mittels neuer Brandabschlüssen umgesetzt. All diese Arbeiten fanden jeweils unter Betrieb statt, auf Grund der sensiblen Nutzungen wie Vorlesungen im Hörsaal oder laufender Forschungsarbeiten mit hohen Anforderungen an die Bauorganisation.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist insbesondere die Sanierung des Hauptgebäudes bemerkenswert. Die auf den ersten Blick einheitliche Erscheinung täuscht über dessen bewegte Geschichte hinweg: die beiden seitlichen Würfelbauten wurden 1861 als zweigeschossige Gebäude erstellt. Diese waren verbunden durch eine Orangerie, welche zusammen mit den noch heute bestehenden südseitigen Gewächshäusern erstellt wurde. 1886 wurde die Orangerie mit einem Labor- und Bürogeschoss überbaut.
Ein tiefgreifender Umbau wurde 1905 umgesetzt: die Orangerie und das darüber liegende Geschoss wurden abgebrochen und mit einem zweigeschossigen Mittelteil ersetzt. Zum Hof hin wurde ein neuer Hörsaal erweitert. Schliesslich entstand 1957 der heutige Zustand des Gebäudes. Das Hauptgebäude wurde um ein Geschoss erhöht, ein Kunststeinfries und ein neues, quadratisches Fensterformat lässt diese weitere Bauetappe erkennen. Hofseitig wurde der bestehende Hörsaal durch zwei übereinanderliegende Hörsäle ersetzt und die beiden ursprünglichen Würfelbauten um eine Nebenraumschicht erweitert.
Aufgrund der umfassenden Veränderung von 1957 konnte keine historische Farbgebung mehr ermittelt werden. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege der Stadt Bern und dem begleitenden Restaurator entwickelten wir ein Farbkonzept, welches die Geschichte des Gebäudes ablesbar macht und die verschiedenen Bauetappen zurückhaltend visualisiert. Die verputzten Fassadenflächen sind in drei unterschiedlichen Gelbnuancen gestrichen und stehen jeweils für eine Bauetappe.
Eckdaten:
– Auftraggeber: Amt für Grundstücke und Gebäude Bern
Ebenfalls für den Botanischen Garten Bern realisiert:
Umnutzung Fischereihaus Botanischer Garten Bern
