Das Marzili lebt von einer heterogen gewachsenen Siedlungsentwicklung, welche geprägt ist von den topografischen Gegebenheiten entlang des Hangfusses und des Münzrains. Die Setzung des Projektes leitet sich aus dem städtischen Kontext ab. Mit einer klaren Weiterführung der umgebenden Strukturen wird die Grundlage für die Integration in das Quartier geschaffen, wobei das Oktogon seine prägende Funktion als Abschluss beibehält.

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Der schlanke Baukörper stellt sich parallel zum Hang. Dabei übernimmt er unterschiedliche städtebauliche Positionen. Entlang der Weihergasse und der Aarestrasse vervollständigt der Neubau das vorgefundene Muster und definiert den Zugang zum Quartier. Zwischen dem Hangfuss und der mehrfach geknickten Nordwestfassade spannt sich ein fliessender Raum auf. Es entsteht eine räumliche und massstäbliche Vernetzung mit der Landschaft.

Die ursprünglich offene Halle im bestehenden, quergestellten Hauptgebäude wird der einstigen Funktion wieder zugeführt und bildet den neuen, einladenden Eingangsbereich, welcher die Rezeption, eine Bar, sowie eine Aufenthalts- und Internetzone umfasst. Die Mitarbeitenden am Empfang- und Barkorpus haben einen guten Überblick über das Erdgeschoss. Die neue vertikale Erschliessung verbindet sämtliche Geschosse hindernisfrei. Die drei Obergeschosse werden unter Berücksichtigung der Fassadengestaltung, in einem sich wieder­holenden Raster realisiert.

Der Neubau beinhaltet als reiner Bettentrakt 36 Schlafräume. Das Erdgeschossniveau wird als Hochparterre ausgebildet, einerseits als Hochwasserschutz und andererseits als Einblickschutz in die Zimmer. Das einfache Strukturprinzip lässt eine spätere Anpassung des Zimmerangebotes offen. Sämtliche Zimmer sind gegen Süden, mit Blick auf die Aare orientiert. Die fein gegliederte Holzfassade vermittelt eine wohnliche Atmosphäre. Die Gliederung des Neubaukörpers schafft einen Bezug zur Südfassade des bestehenden Längstraktes.

Die bestehenden Fassaden werden nicht gedämmt um die Proportion und das Erscheinungsbild der Bauten zu erhalten.

Das Ensemble generiert zwei unterschiedliche, eng miteinander vernetzte Aussenbereiche. Der bestehende Platz wird aufgeräumt, so dass die Sichtbeziehungen zur Aare wieder offen sind. Durch die vegetative Abgrenzung entsteht ein gefasster Raum mit hoher Aufenthalts­qualität. Zu Gunsten einer besseren Vernetzung der beiden Hartplätze untereinander wird die vorhandene Treppe verbreitert und mit einer Rampe ergänzt. Die Stellung des Neubaus lässt einen grosszügigen hangseitigen Freiraum entstehen. Sitzmauern unterstreichen die Hangkante.

Eine einfache Volumetrie und klar konzipierte Grundrisse erlauben eine effiziente und rationelle Bauweise. Die strukturierte Fassade sowie ein einfaches, durchgehendes Schachtkonzept und eine klare System­trennung ergänzen dieses Prinzip. Die eingesetzten, langlebigen und widerstandsfähigen Materialien werden sparsam und gezielt verwendet und haben bei einem späteren Rückbau einen hohen Wiederverwertungsgrad. Mit der vorgeschlagenen Materialwahl im Neubau sind die Voraussetzungen für Minergie-P-Eco gegeben.

Eckdaten:
– Wettbewerb: 2013
– Veranstalterin: Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus, Zürich

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