Zwei Baukörper stehen sich gegenüber, vervollständigen die heutige städtebauliche Struktur und bilden einen neuen Hof. Die beiden Neubauten bieten unterschiedlichste Mietwohnungen mit Schwergewicht auf Familienwohnungen im städtischen Umfeld.

Auf dem Grundstück der ehemaligen Modellschreinerei der Maschinenfabrik Wifag an der Wylerringstrasse entstanden 56 städtische Mietwohnungen und 8 Ateliers. Nach einem Wettbewerbsverfahren und anschliessender Umzonung der Parzelle in eine Wohnzone ergänzen nun zwei Baukörper die Quartierstruktur auf selbstverständliche Art und Weise. Die Neubauten nehmen atmosphärische Qualitäten aus dem Quartier auf und interpretiert diese neu. Vorhandene architektonische Elemente wie Gebäudesockel, Gesimse, Balkone und Loggien prägen das Erscheinungsbild.

Die Absicht von mineralischen Fassaden wird konsequenterweise mit einem verputzten, massiven Einsteinmauerwerk realisiert. Die Gestaltung der Fassaden ist je nach Orientierung und Umfeld unterschiedlich: die Fassade an der Wylerring-
strasse, gegenüber der Industriebauten ist streng und einheitlich gestaltet. Einzig die Zugänge bilden Ausnahmen im Raster. Die Hoffassaden sind geprägt durch die raumbildenden Aussenräume der Wohnungen. Die Fassade an der Wylerfeldstrasse schliesslich zeichnet sich durch eine klare städtebauliche Flucht aus, die Aussen-
räume der Wohnungen treten als Loggien zurückhaltend in Erscheinung.

Der neue Hof ist das Herz der Überbauung. Bei den hofseitigen Zugängen lösen Ateliers den Konflikt zwischen privatem Wohnen und Aneignung des Hofs durch die Bewohner. Die Ateliers können separat vermietet oder mit Wohnungen verbunden werden. Der städtischen Lage entsprechend ist das unterste Wohngeschoss jeweils als Hochparterre konzipiert.

Die zum Hof orientierten Erdgeschosswohnungen des Nordbaus profitieren dadurch von spannungsvollen Raumfolgen mit unterschiedlichen Niveaus und Raumhöhen. Unterschiedliche Wohnmodelle werden umgesetzt, so verfügen die Wohnungen des südlichen Baukörpers über eine Wohnküche mit Balkon zum Hof, der separate Wohnraum mit Loggia richtet sich hingegen gegen Süden in das Wohnquartier.

Der nördliche Baukörper orientiert das offengehaltene Kochen, Essen und Wohnen gegen Süden zum Hof. Die klare Orientierung der Wohnungen und Aussenräume zum Hof tragen zu dessen Belebung bei, was die Attraktivität des Hofraums steigert und eine lebendige und wohnliche Atmosphäre im Hof schafft. Der Nordbau ist über die Wylerringstrasse erschlossen, der Südbau über den Hof. Die Einstellhalleneinfahrt ist in einem schopfartigen Hofbau mit Veloabstellplätzen, Entsorgung, Zuluft für die Wohnungslüftungen und einem gedeckten Sitzplatz integriert und so Bestandteil des Hofs.

Eckdaten:
– Wettbewerb: 1. Rang 2013
– Planung und Realisierung: 2014-2020
– Auftraggeber: GVB Gebäudeversicherung Bern, Ursula-Wirz-Stiftung Bern
– Landschaftsarchitektur: Metron Bern
– Auszeichnung: bestarchitects22 in der Kategorie „Wohnungsbau/Mehrfamilienhäuser“, bestarchitects.de

Publikation des Umbaus in der „SonntagsZeitung“, Ausgabe 04. Juli 2021
Publikation des Projektes als «Bau der Woche» im Online-Magazin von swiss-architects.ch (Juni 2021)

Fotos: Miriam Fluri